Bild 35: Auf dem Kopf der Transparentwand mit dem Bildnis des sowjetischen
Partei -und Staatschefs Chruschtschow steht der Schriftzug: "Was wollen
wir: FRIEDEN. FRIEDEN.", das Wort "FRIEDEN" erscheint in noch größeren
Lettern zum dritten Mal auf der unteren Seite der Wand. Fünfzehn Jahre
nach Ende des zweiten Weltkriegs, als in Großstädten noch immer Ruinen
mit persönlichen Kriegserinnerungen korrespondierten, wird das Wort Frieden
in den Gefühlen der Menschen einen besonderen Nachhall gefunden haben.
Den politischen Hintergrund des Plakates bildet aber das mit dem Vorschlag
eines Friedensvertrages verbundene Berlin-Ultimatum Chruschtschows (siehe
Bild 32,33 und "Mauerbau"). Der Platz im Bild wurde 1953 von Augustusplatz
zu Karl-Marx-Platz umbenannt, was erst nach dem Ende der DDR rückgängig
gemacht wurde. Am linken Rand des Bildes sind die Mauern der Leipziger
Universitätskirche zu sehen. Der Abriss des gut erhaltenen gothischen
Kirchgebäudes, in dem einst Martin Luther gepredigt hatte, führte 1968
zu spektakulärem Protest und Verhaftungen. Im Herbst 1989 führten die
vorerst größten Demonstrationen der friedlichen Revolution in der
DDR, die sogenannten Leipziger Montagsdemonstrationen, über diesen Platz.
|