"Sebnitz, Sachsen September 1959. Auf dem August - Bebel Platz."
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Bild 33: Auf dem Transparent steht: " - wir Kunstblumenarbeiter fordern: Deutschland braucht einen Friedensvertrag!" Der Text dieser Forderung hängt mit dem Berlin-Ultimatum (siehe Bild 32, 34 und "Mauerbau") zusammen. Zwei Monate nach dem Ultimatum bezüglich des Status von West-Berlin hatte die Sowjetunion den Entwurf eines Friedensvertrages mit Deutschland vorgelegt. Danach sollten die beiden deutschen Staaten zu einem militärisch neutralen Staat fusionieren und dabei das politische System der Bundesrepublik dem der DDR angenähert werden - freie Wahlen waren nicht vorgesehen. Alternativ zu diesem (für die westliche Seite inakzeptablen) Vorschlag kündigte die Sowjetunion einen separaten Friedensvertrag mit der DDR an. Das wäre für die SED-Führung die attraktivere Lösung gewesen, da sie Erhalt und Aufwertung des Staates DDR zugleich bedeutet hätte. In der Propaganda wird dies freilich nicht offengelegt. Auf dem Marktplatz der sächsischen Kleinstadt bekommt das Zitat aus der "großen Politik" seinen eigenen Stellenwert. Einerseits markieren Formulierung und Schreibweise " - wir Kunstblumenarbeiter..." dieses Aufgreifen der Forderungen von SED und KPdSU als eine von vielen Stimmen aus dem Volk. Andererseits bleibt offen, ob die "Kunstblumenarbeiter" (weibliche Endungen waren bei vielen Berufsbezeichnungen in der DDR unüblich), für die dieses Plakat spricht, solche Losungen nicht auch mit eigenen Vorstellungen von einer Wiedervereinigung Deutschlands verbanden.