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"Leipzig
1958. Während der Spartakiade der Armeen."
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30: Die Parole an dem Baugerüst: "Unsere ökonomische Hauptaufgabe
bis 1961: Pro-Kopf-Verbrauch der gesamten Bevölkerung Westdeutschlands
wird erreicht und übertroffen" gibt einen Beschluss des V. Parteitages
der SED von 1958 fast wörtlich so wieder, wie Walter Ulbricht ihn vorgetragen
hatte. Vor dem Hintergrund wirtschaftlichen Aufschwungs in der DDR, bestärkt
vom Optimismus nach dem Sputnik-Erfolg der Sowjetunion und bei gleichzeitiger
Konjunkturschwäche in der Bundesrepublik sollte damit das schon seit längerem
formulierte Ziel, den ökomischen Rückstand gegenüber der Bundesrepublik
aufzuholen und diese sogar zu überholen, nun binnen dreier Jahre verwirklicht
werden. Aus eigenen Kräften war dies bei 25% Rückstand im Konsumtionsniveau
und sogar 30% Rückstand in der Arbeitsproduktivität völlig unrealistisch.
Auch in der Arbeitsproduktivität aufzuholen, beschloss die SED-Führung
ohnehin erst ein Jahr später und wollte dies auch erst bis 1965 erreichen.
Zur Erfüllung der "Hauptaufgabe" setzte sie deshalb besonders auf sowjetische
Unterstützung für ihren Staat, der "Schaufenster" des Sozialismus sein
sollte. Außerdem gab es statistische Hintertüren, indem die Gesamtbevölkerung
der Bundesrepublik nur mit der werktätigen Bevölkerung der DDR verglichen
werden sollte. 1961 war nicht nur dieses Ziel in weite Ferne gerückt, sondern eine erneute Wirtschaftskrise in der DDR trieb die Flüchtlingszahlen mit in die Höhe und wurde zugleich von ihnen verschärft. In der Rückschau erscheint an solcher "Hauptaufgabe" auch bemerkenswert, dass die SED-Führung selbst die Orientierung auf den Westen als Maßstab und den Konsum als Ziel ins Zentrum ihrer Propanda stellte und somit den Blick für die mangelnde Attraktivität des eigenen Staates schärfte. |
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