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11: Der Blick des Fotografen geht
in eine Seitenstraße der Bernauer Straße. Die "Bernauer" wurde weltweit
bekannt: hier verlief die Grenze direkt am Rand der Häuser und wurde so
zum Schauplatz dramatischer Szenen, als Flüchtlinge aus den Fenstern auf
die West-Berliner Straßenseite sprangen. Bald darauf wurden die Fenster
zugemauert, die Häuser geräumt und später abgerissen. Allerdings dienten
die Stümpfe der Häuserfassaden noch bis in die siebziger Jahre als traurig-beredte
Grundbasis der Mauerkonstruktion. Auch das Haus im Bild fiel dem Todesstreifen
zum Opfer. Unter der Bernauer Straße verliefen mehrere Flucht-Tunnel. 1963
beispielsweise gruben Studenten ein halbes Jahr lang einen Tunnel, durch
den sie schließlich 57 Personen, zumeist Freunde und Angehörige, nach West-Berlin
brachten. Als der Tunnel auf Ostseite entdeckt wurde, kam es zum Schußwechsel
zwischen Fluchthelfern und DDR-Grenzern, bei dem der Unteroffizier Egon
Schultz von seinen Kameraden getötet wurde. Die von einem DDR-Mediziner
festgestellte Todesursache wurde jedoch offiziell verschwiegen und der Tote
als angebliches Opfer westlicher Agenten zur Legende gemacht. Die angrenzende
Straße, mehrere Schulen und Brigaden (Arbeitsgruppen in Betrieben) wurden
nach ihm benannt, ein Kinderbuch über ihn verfaßt. Auf Westseite standen
in der Bernauer Straße bis Anfang der 1990er Jahre eine Reihe von Gedenkkreuzen,
heute befindet sich im Haus Nr.111 das "Dokumentationszentrum Berliner Mauer".
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