"13. August 1961 in Berlin. An der Bernauer Straße"
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Bild 11: Der Blick des Fotografen geht in eine Seitenstraße der Bernauer Straße. Die "Bernauer" wurde weltweit bekannt: hier verlief die Grenze direkt am Rand der Häuser und wurde so zum Schauplatz dramatischer Szenen, als Flüchtlinge aus den Fenstern auf die West-Berliner Straßenseite sprangen. Bald darauf wurden die Fenster zugemauert, die Häuser geräumt und später abgerissen. Allerdings dienten die Stümpfe der Häuserfassaden noch bis in die siebziger Jahre als traurig-beredte Grundbasis der Mauerkonstruktion. Auch das Haus im Bild fiel dem Todesstreifen zum Opfer. Unter der Bernauer Straße verliefen mehrere Flucht-Tunnel. 1963 beispielsweise gruben Studenten ein halbes Jahr lang einen Tunnel, durch den sie schließlich 57 Personen, zumeist Freunde und Angehörige, nach West-Berlin brachten. Als der Tunnel auf Ostseite entdeckt wurde, kam es zum Schußwechsel zwischen Fluchthelfern und DDR-Grenzern, bei dem der Unteroffizier Egon Schultz von seinen Kameraden getötet wurde. Die von einem DDR-Mediziner festgestellte Todesursache wurde jedoch offiziell verschwiegen und der Tote als angebliches Opfer westlicher Agenten zur Legende gemacht. Die angrenzende Straße, mehrere Schulen und Brigaden (Arbeitsgruppen in Betrieben) wurden nach ihm benannt, ein Kinderbuch über ihn verfaßt. Auf Westseite standen in der Bernauer Straße bis Anfang der 1990er Jahre eine Reihe von Gedenkkreuzen, heute befindet sich im Haus Nr.111 das "Dokumentationszentrum Berliner Mauer".
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