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"'Volkswahlen
1958' in Ostberlin. Mit Pauken und Trompeten wurden die Ostberliner
zur 'Wahl' geholt."
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Bild 46: "PLANE MIT, ARBEITE MIT, REGIERE MIT! Dein Vertrauen den Kandidaten des Friedens!" - das Motto der Volkskammerwahl vom 16.11.1958 steht auch über dem Eingang des Wahllokals. Konkreter Hintergrund des Slogans waren die im gleichen Jahr eingeführten Produktionsberatungen, mit denen die Arbeiter stärker an Problemlösungsprozessen in den betrieblichen Arbeitsabläufen beteiligt werden sollten. Als Motto der Wahl vermittelt es jedoch, dass die Stimmabgabe eine Form der Mitbestimmung, des Mit-Regierens sei. Durch das System der Einheitslistenwahl, in dem es keine Auswahl zwischen Kandidaten oder Parteien gab, hatten die Wahlberechtigten allerdings nur drei Entscheidungen zu treffen: ob sie überhaupt an der Wahl teilnehmen und ob sie für oder gegen die komplette Liste der Kandidaten stimmen sollten. Besonders Nichtteilnahme an der Wahl, aber auch die Abgabe eines negativen Votums wurd registriert und zog in vielen Fällen Repressionen nach sich. Intensive Propaganda erzeugte bereits im Vorfeld der Wahl Druck. Dieser musste aber gar nicht nur unmittelbar von staatlichen Stellen ausgehen. Durch Selbstverpflichtungen von Hausgemeinschaften, durch Wahlteilnahme im Rahmen überschaubarer Gruppen, etwa Studentengruppen, herrschte hoher sozialer Druck, die Wahl-Farce hinzunehmen. Dass sie auch von Wahlteilnehmern als solche wahrgenommen wurde, bezeugen beispielsweise Stimmungsberichte der FDJ-Kreisleitungen vom November 1958. Das Wahlergebnis wurde mit 99,87% der Stimmen für den Wahlvorschlag der Nationalen Front - für die Einheitsliste - bekanntgegeben. Über dem Eingang sind schematisierte Figuren zu sehen, die sehr klischeehaft vier Kontinente symbolisieren. In provinzieller Weise sollen die Russin, der Neger, die Amerikanerin und der Chinese Weltverbundenheit und Friedensliebe (siehe das Motto) des Staates DDR ausdrücken, der sich so einerseits zum proletarischen Internationalismus bekennt und andererseits sein Streben nach internationaler Anerkennung ausdrückt. |
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