"HO Laden in Bad Schandau."
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Bild 39: "HO" steht für "Handelsorganisation". Das Schild im Schaufenster besagt: "Diese Verkaufsstelle ist am Sonntag, dem 30.8. von 13.00 bis 17.00 geöffnet. Wir erfüllen damit unsere Verpflichtung die wir anläßlich der Aktivistenkonferenz abgaben". Regulär war Ladenöffnung an Sonntagen nicht vorgesehen. Die staatlichen HO-Läden boten auch Produkte, die bis 1958 noch auf Lebensmittelkarten gehandelt wurden, für den Freien Einkauf an, allerdings zu hohen Preisen. Auch die Waren im Bild sind angesichts eines Durchschnittslohns von 500,00 DM für Arbeiter und Angestellte (1958) sehr teuer.
Während die SED die Verstaatlichung der Industriebetriebe und Ende der 50er Jahre die Kollektivierung der Landwirtschaft forcierte, wurden Dienstleistungsbereich und Einzelhandel langsamer und vorsichtiger verstaatlicht. Es entstanden Mischformen von halbstaatliche Geschäfte, deren Besitzer Waren in Kommission nahmen, bis hin zu voll verstaatlichten Läden. Im Falle der Verstaatlichung entstand im Handel das gleiche Problem wie in Betrieben: bei festgelegten Löhnen und keiner Aussicht auf Gewinn dennoch einen Leistungsanreiz zu schaffen. Hier setzte die Aktivistenbewegung an. Erfolg bei Wettbewerben und Auszeichnungen brachten finanzielle Prämien ein. Schwerpunkt der Aktivistenkampagnen waren die 50er und 60er Jahre, wobei die Vorbilder (Individuen oder Kollektive) dieser Kampagnen, wie Adolf Hennecke bereits 1948, zu Helden stilisiert wurden. Dabei waren ihre überdurschnittlichen Leistungen z.T. mit konkreten Regieanweisungen lanciert worden.