"Das sind keine Pimpfe der 'Hitler-Jugend' sondern Mitglieder Ulbrichts 'Pionierorganisation'. 1961"
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Bild 23: An der Pauke befindet sich das Emblem der FDJ ("Freie Deutsche Jugend" - die einzige Jugendorganisation in der DDR): die stilisierte aufgehende Sonne. Der Pionier im Hintergrund hält eine Trompete mit FDJ-Banner - offensichtlich gehört dieser Spielmannszug zur Pionierorganisation und zur FDJ. Beide Organisationen arbeiteten sehr eng zusammen, bis 1957 und ab 1967 standen die Pioniere auch formal unter der Leitung der FDJ. 1957 bis 1967 gab es eine eigene zentrale Pionierleitung unter direkter Führung der SED. Da Walter Ulbricht Parteichef der SED war, hat der Ausdruck "Ulbrichts Pioniere" also auch formal seine Berechtigung. Die Ähnlichkeiten zwischen Pionieren und FDJ in der DDR einerseits und der Hitler-Jugend des Dritten Reiches andererseits in der Bekleidung, in Symbolen, Liedern oder gar Riten wie Fackelzügen und Fahnenweihen bis hin zu Zeitungstiteln wie "Junge Welt" fielen zahlreichen Zeitgenossen - keinesfalls nur westlichen Betrachtern - auf. Offiziell dienten zwar die sowjetischen Jugendorganisationen und die kommunistische deutsche Arbeiterjugend als Vorbild. Indem sie an diese von zwölf Jahren NS-Herrschaft unterbrochene und in ihrer Bedeutung gebrochene Tradition anknüpfte, nahm die SED-Führung jedoch nicht nur "fatale Assoziationen" (Katja Mann) in Kauf. Zeitzeugen berichteten, dass sich bei der Gründung eines FDJ-Fanfarenzuges auch schon einmal die Mitglieder des HJ-Fanfarenzuges wiedertreffen konnten.